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Benjamin, ich hab' nichts anzuzieh'n

Schönheitsoperation? Der Liebhaber fordert zu viel und gibt zu wenig? Oh, Gott, und die Ansprüche an die Garderobe! Die Sorgen der Frau zu Anfang des letzten Jahrhunderts unterschieden sich anscheinend wenig von denen, die heute in der "Brigitte" mit gebotener Ernsthaftigkeit besprochen werden. Mit dem Unterschied, daß man diese Probleme früher ausführlich besungen hat. Evelin Förster bot in der Konrad-Adenauer-Stiftung eine Sammlung von Chansons und Texten zur Mode von 1900 bis 1935. sie läßt sich singend "den alten blauen Fetzen neu besetzen", dann kauft sie sich ´nen "Glockenhut für meine Lockenflut". Sie wollen raus aus ihrer Haut? Machen Sie eine Schälkur!

Nicht enden wollender Applaus und mehrere Zugaben beschlossen das Konzert der Else-Heiliger-Stipendiatin Evelin Förster. In randvollen Forum begeisterte die ausgebildete Sängerin und Schauspielerin. Bereichert wurden der musikalische Teil des Abends durch den Vortrag von Originaltexten, die von einer Polizeiverordnung über das Tragen ungesicherter hervorstehender Hutnadel" (1913) bis hin zur Auslassung über das Negligè des Herren reichten. Evelin Förster besticht dabei nicht nur durch ihre einnehmende Bühnenpräsenz, sondern auch durch intensives wissenschaftliches Studium der zwanziger und dreißiger Jahre. Im Rahmen ihre Stipendiums beschäftigt sie sich mit der besonderen Rolle von Chansonsängerinnen und Komponistinnen dieser Zeit.

 

Der Tagesspiegel

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